männl. A - Jugend 95/96
männl. B - Jugend 97/98
weibl. C-Jugend 99/00
männl. C-Jugend 99/00
2 gem. D - Jugend 01/02
gem. E - Jugend 03/04
3 F - Jugend Mannschaften 2005 und jünger
Sinkende Mannschaftszahlen: Ideen gegen den Verfall
24.04.14 Kreisgebiet - Es gibt Statistiken, die dem Betrachter Sorgen bereiten, denen er andererseits aber auch mit einer gewissen Machtlosigkeit gegenübersteht. Der „Westfalen Handball“, offizielles Mitteilungsblatt des Handball-Verbandes Westfalen, beschenkte seine Vereine in der Ausgabe 8/2014 mit einer solchen Statistik.
Von Thomas Machatzke
Neongelb hervorgehoben in einem Wust von Zahlen: die neuen Mannschaftsmeldungen zum 1. Januar 2014. Das Ergebnis unterm Strich: 121 Mannschaften weniger westfalenweit (neuer Bestand: 3593 Mannschaften). Im Kreis Lenne-Sieg ein Minus von 13 Teams (212 statt 225).
Derlei beschäftigt Funktionäre. Es macht ihnen Angst. Auch im Kreis Lenne-Sieg. Der ist ja noch gar nicht so alt. Noch vor 20 Jahren dachte man im Altkreis Lüdenscheid nicht, dass man demnächst Auswärtsfahrten nach Bad Berleburg oder Erndtebrück zu bewältigen haben würde. Lüdenscheid, Olpe und Siegen/Wittgenstein zusammen – das schien dann Ende der 1990er-Jahre eine gute Versicherung für eine sorglose Zukunft zu sein. Und nun? Neue Sorgen.
Wer sich sorgt, sucht nach Antworten. Fritz Korte, Vorsitzender des Kreises Lenne-Sieg, hatte die Frage zu den möglichen Antworten kürzlich für die Sitzung aller Vereinsvertreter formuliert: Was ist zu tun gegen sinkende Mannschaftszahlen im Seniorenbereich? Die Frage als eigener Punkt auf der Tagesordnung, um die Wichtigkeit zu unterstreichen.
Eine Kultur der großen Zaghaftigkeit
Dabei ist das Thema nicht neu: Vor zwei Jahren war es im Kreis schon einmal in aller Ausführlichkeit diskutiert worden. Getan hat sich seitdem nicht wirklich viel. Die Ansätze waren kürzlich in Olpe ähnliche wie vor zwei Jahren. Korte riet den Klubs neuerlich, in die Schulen zu gehen. „Die Grundschulen warten, dass engagierte Jugendtrainer kommen“, sagte der 73-Jährige aus Eiserfeld. Korte hat da wohl Recht. Aber die Vereine warten eben auch. Und zwar darauf, dass Jugendtrainer kommen, die zu Schulzeiten am Vormittag oder frühen Nachmittag in der Lage sind, Schulen zu besuchen. Es sind oft die Kleinigkeiten, an denen die guten Ideen scheitern.
Vom Idealfall ist der Handballalltag in vielen Abteilungen zwischen der Lenne und der Sieg ziemlich weit entfernt. Im Alltag werden im Frühsommer Pläne gemacht – dann zieht sich hier eine Mannschaft zurück, und dort die nächste. Bei den E-Junioren hatte der Kreis wie bei den C-Junioren zuletzt auf Vorrunden und Endrunden in Sechser-Staffeln gesetzt. Als Mannschaften ausfielen, blieben Mini-Staffeln übrig, die Eindruck hinterließen. Aber keinen guten.
Bei den F-Junioren ist der Spaß am Handball groß – aber den Rückenwind nimmt der Kreis auch nicht richtig auf. Zuletzt erst wurden zwei Spielfeste abgesagt. Gründe für solche Absagen gibt es immer – genau wir für jene Absagen, wenn Mannschaften die Anreise gerade ein Stück zu weit oder ein Termin zu ungünstig ist. So etwas lässt mitunter Ausrichter zurück, die sich Mühe machen und später Frust schieben. In Lüdenscheid kündigte man an, keine Spielfeste mehr für Teams aus dem Siegerland anbieten zu wollen, weil die Ausfallquote zu hoch sei. In Schalksmühle stellt ein langjähriger Trainer fest: „Wir haben so viele F-Junioren, aber in einer ganzen Saison nur fünf Spielfeste – wie will man die Kids damit binden? Parallel beim Fußball haben sie jede Woche ein Spiel.“
Es gibt eben nicht nur eine Baustelle und nicht nur einen Ansatz. Eine große Zaghaftigkeit befällt das Gros der Funktionäre mitunter, wenn Neues droht. Die Idee, ähnlich wie die Fußballer ein Angebot für Altherren-Handballer fernab eines regelmäßigen Spielbetriebs zu schaffen, gab es bereits vor zwei Jahren. Nicht passierte danach. Auch diesmal herrschte Skepsis. Brechen einem diese Handballer dann womöglich für unterklassige Teams weg?
Handball mit Funfaktor als Chance begreifen
Dabei klagte Korte zuletzt explizit darüber, dass einem die älteren Handballer als zahlende Mitglieder verloren gehen und riet, sie in Funktionen in die Vereine einzubauen. „Es fehlt doch überall an Kümmerern“, sagte er, doch auch das ist nur die halbe Wahrheit: Wo Kümmerer benötigt werden, bedarf es auch jener Klientel, die sich kümmern will. Die ist meist nicht deckungsgleich mit jener, die auch im mitteleren oder höheren Alter einfach nur Handball spielen und danach vielleicht ein Bier trinken möchte.
In Netphen hat man gute Erfahrungen mit einem jährlichen Mixed-Turnier gemacht. Auch der TuS Grünenbaum integrierte derlei in seine Turniertage. Handball ausnahmsweise mal nicht so ernst – warum eigentlich nicht? Beim Beachhandball wird so etwas ganz unbürokratisch schon lange praktiziert. Ein Zentrum für Handball auf Sand findet sich im Kreis Lenne-Sieg aber ebenfalls nicht.
Eine durchaus interessante Idee kam zudem aus Plettenberg: ein Zweitspielrecht für Studenten, die sich vielleicht auch gerne einem Verein am Studienort in einem anderen Bundesland anschließen wollen, könnte beim Wochenend-Aufenthalt die Bindung zum Heimatverein erhalten und dem Verein einen Stand-by-Spieler generieren. Auch hier gilt: Warum eigentlich nicht? Und doch weiß der Betrachter, dass so etwas lange dauern wird.
In Olpe endete die Diskussion jüngst mit einem Beschluss: Der Kreis will mit einem Fragebogen herausfinden, was die Vereine wirklich wollen. So wird es erst einmal nicht zu schnell etwas mit einer Kreismeisterschaft für Mixed- oder Altherren-Teams oder gar im Beachhandball. Bis es soweit ist, dürfte der HV Westfalen eher schon seinen Vereinen längst die nächste wenig erfreuliche Statistik geschenkt haben.